Albrecht und Sabine reisen » Woofing http://www.aus-reisen.de Ohne Flugzeug nach Kanada und um die Welt Tue, 24 Dec 2013 10:36:56 +0000 de-DE hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.9.1 Québec http://www.aus-reisen.de/2013/09/quebec/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=quebec http://www.aus-reisen.de/2013/09/quebec/#comments Mon, 02 Sep 2013 04:38:59 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1291 Weiterlesen »]]> Kurz nach unserer Ankunft auf der Farm gab es gleich einen Tag frei, weil die Provinz Québec ihren Nationalfeiertag feierte. – Eine Provinz mit einem Nationalfeiertag? – Richtig! Québec ist, neben der kanadischen, die einzige anerkannte Nation innerhalb Kanadas. Also heißen hier die Naturschutzgebiete nicht “Provinzpark”, sondern “Nationalpark” und es gibt einen Nationalfeiertag, an dem Schulen und Behörden geschlossen sind, Volksfeste in den Dörfern veranstaltet werden und abends um ein großes Feuer getanzt und getrunken wird.

Ohne Kommentar

Festwimpel mit der französischen Lilie als Symbol für Québec

Fast zwei Monate halten wir uns insgesamt in Québec auf. Außerhalb von Montréal erleben wir bald, dass hier nicht nur “auch” Französisch gesprochen wird, sondern ausschließlich Französisch. Auf dem Land können die meisten Leute kaum Englisch und selbst die jungen Leute verstehen zwar meistens Englisch, aber sie können es nicht sprechen. So habe ich dann eine Gelegenheit, mein Französisch anzuwenden. Allerdings ist der québecische Dialekt so verschieden, dass selbst ein Québecer uns erzählt, dass Franzosen versucht haben, mit ihm auf Englisch zu kommunizieren, weil sie sein Französisch nicht als solches erkannt haben. Für mich heißt das, dass ich den Leuten erzähle, was ich möchte und deren Antwort freundlich nickend hinnehme, ohne sie ganz zu verstehen.

Eine schöne Steinkirche - welche eine Seltenheit in Kanada!

Eine schöne Steinkirche – welch eine Seltenheit in Kanada!

Als wir entlang des Sankt-Lorenz-Stroms, der den Ontariosee mit dem Atlantik verbindet, von Québec City aus nach Montreal zurück radeln merken wir, dass auch die Ortschaften entlang des Flusses sich deutlich von denen im restlichen Teil Kanadas unterscheiden. Nicht ein Supermarkt und Einkaufsläden sind der Mittelpunkt des Ortes, sondern eine richtige Dorfkirche. Die Kirche und auch einige der umliegenden Häuser sind aus Stein gebaut, was in Nordamerika schon eine Seltenheit ist. Wir vermuten den Grund hierfür darin, dass sie deutlich früher gebaut wurden, da das Land von Québec City aus in Richtung Westen besiedelt wurde.

Auch Québec City überrascht uns. Sie ist eine der ältesten Städte Nordamerikas und die einzige, die von einer richtigen Stadtmauer umgeben ist. Diese schützte sie vor Angriffen der Engländer und später auch der Amerikaner. Als wir die Altstadt betreten fühlen wir uns nach Europa zurück versetzt. Alte Steinhäuser flankieren die sonnenbeschienenen Plätze und engen Gassen. Straßenmusikanten spielen traditionelle Volksmusik. Einfach herrlich, nach 9 Monaten Kanada wieder einmal eine europäisch anmutende Idylle genießen zu können!

Bei der Besichtigung einer anglikanischen Kirche in der Stadt Trois Rivières bekommen wir auch einen Einblick in das Verhältnis zwischen der französischstämmigen und der englischstämmigen Bevölkerung. Unser Guide erklärt uns, dass die Kirche bis zu der Eroberung Québecs durch die Engländer katholisch war. Unter englischer Verwaltung wurde sie als Gerichtssaal umfunktioniert und es wurde dort eine offizielle Zeremonie veranstaltet, bei der die québecische Flagge abgegeben wurde. Viele Québecer hadern bis heute mit ihrem Status als Minderheit in einem englisch-dominierten Staat. In den letzten 30 Jahren gab es zwei Volksabstimmungen zur Frage der Unabhängigkeit Québecs, die jedes Mal nur knapp abgelehnt wurden (das letzte Mal 1995 mit 50,58% zu 49,42%). Viele Québecer sehen sich aber genauso als Kanadier wie als Québecer und so bleibt Québec bis heute eine Provinz mit besonderem Flair.

Wir genießen unseren freien Tag und gehen natürlich auch auf eines der Feste. Als eine regionale Musikergruppe anfängt zu spielen, stellt einer der Sänger erst ein mal klar: „Heute ist UNSER Tag! Das ist UNSER Fest! Wir sprechen FRANZÖSISCH. Wir sind QUÉBEC!“. Als zwei Wochen später der Rest von Kanada den kanadischen Nationalfeiertag begeht müssen wir leider arbeiten.

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Farmarbeit http://www.aus-reisen.de/2013/08/farmarbeit/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=farmarbeit http://www.aus-reisen.de/2013/08/farmarbeit/#comments Fri, 16 Aug 2013 20:22:41 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1206 Weiterlesen »]]> Wie sieht es denn nun aus, unser Leben auf der Farm? Gleich am ersten Tag führt Gen, die Mutter der Familie, mich und eine weitere Wooferin (Freiwillige Helferin) in den Garten ein. Sie zeigt uns das Gewächshaus und die Beete und erklärt, dass wir in den nächsten Tagen Karotten, Kartoffeln, Brokkoli und vieles andere mehr anpflanzen werden. Zunächst seien aber die Erdbeeren und Zwiebeln dran. Suchend schauen wir über die Beete und können weder Zwiebeln noch Erdbeeren entdecken. Gen geht aber zielsicher auf ein Unkraut überwuchertes Beet zu und findet zwischen all dem Grün tatsächlich ein kleines Erdbeerpflänzchen. Drei weitere, genauso überwucherte Beete befinden sich dahinter. Wir können sehen, dass unsere Hilfe hier dringend notwendig ist.

Bei der Arbeit

Bei der Arbeit

Albrecht wird unterdessen in seine Arbeit auf der Baustelle eingeführt. Eigentlich ist es keine „Bau“- sondern eine „Abbau“-stelle. Es geht darum, das alte Wohnhaus, in dem die Familie bis vor zwei Jahren gelebt hat, abzureißen und so viel wie möglich von dem Baumaterial zu recyclen. Das bedeutet konkret Holzbalken entnageln, Bretter entnageln und Nägel aus dem alten Holz entfernen. Das alte Baumaterial verwendet Indra, der Familienvater, für den Weiterbau des neuen Hauses oder verschenkt sie an Freunde. Was gar nicht mehr zu verwenden ist, wird in einem großen Feuer verbrannt.

Langsam stellt sich bei uns eine gewisse Routine ein. Wir fangen morgens gemächlich an, machen mittags eine lange Pause und haben Abends immer noch ein bisschen Zeit für uns. So gehen wir Walderdbeeren pflücken, Kanu fahren und Pilze sammeln, beobachten, wie die Katzen kleine Kätzchen bekommen und genießen die Aussicht von dem Hügel auf dem die Farm steht.

Beim Rasenmähen

Beim Rasenmähen

Ein Anliegen, dem wir uns ganz zu Anfang widmen ist die Wildwiese, in der unser Wohnwagen steht. Da wir wenig Lust haben, jeden Abend und Morgen nasse Füße zu bekommen, fragen wir nach einem Rasenmäher. Der ist vorhanden, funktioniert im Moment aber leider nicht. Stattdessen schärft Indra mit einem elektrischen Bandschleifer die alte Sense, die im Gewächshaus steht und damit geht es der Wiese an den Kragen. Es dauert gar nicht so lange und Albrecht und ich haben uns einen schönen breiten Weg freigesenst.

So geht es drei Wochen lang. Wir bepflanzen die restlichen Beete, binden Tomaten und Gurken im Gewächshaus hoch und jäten sehr viel Unkraut. Das Haus wird immer weiter abgerissen und wir schleppen Holzstapel von einer Ecke in die andere. Alles in einem entspannten Arbeitstempo mit vielen Pausen und Diskussionen über Gott und die Welt. Erst am vorletzten Tag vor unserer geplanten Abreise soll sich dies ändern. Es ist ein Donnerstag und tatsächlich kommt an diesem morgen um sieben der Bagger vorbei. Seit unserer Ankunft hat Indra uns erzählt, dass er kommen soll und seine Ankunft dann immer wieder verschoben. Erst war es ein Streik der Baggerführer, dann ein kaputter Bagger und schließlich ist der Bagger bei der Rettungsaktion eines Trucks im Wald stecken geblieben. Aber an diesem Morgen hören wir tatsächlich das lärmende Gerät auf der Baustelle arbeiten. Als wir gemütlich wie immer beim Frühstück sitzen, wird es auf einmal hektisch. Da wir nun einmal das große Gerät zur Unterstützung haben, gibt es plötzlich sehr viel zu tun. Indra möchte für Pferdekoppel der Farm einen neuen Zaun bauen und mit Hilfe des Baggers die zwei Meter langen Pfähle dafür einschlagen. Das Problem dabei ist, dass der alte Zaun samt einem alten Pferdeschuppen noch dasteht. Also müssen wir in zwei Tagen den gesamten Pferdezaun abreißen und so viel Holz wie möglich von dem alten Pferdeschuppen entfernen. Außerdem muss der Weg für den Bagger freigeräumt werden.

Zwei Tage arbeiten wir angespannt bei großer Hitze durch und sind danach so geschafft, dass wir unsere Abfahrt noch um einen Tag verschieben, um wieder Kräfte zu sammeln. Als wir schließlich am Sonntag aufbrechen, gibt uns aber der Blick auf die Beete und die Baustelle die Gewissheit, dass wir nicht umsonst hier gewesen sind und einiges geschafft haben.

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Ankunft auf dem Bauernhof http://www.aus-reisen.de/2013/07/ankunft-auf-dem-bauernhof/?utm_source=rss&utm_medium=rss&utm_campaign=ankunft-auf-dem-bauernhof http://www.aus-reisen.de/2013/07/ankunft-auf-dem-bauernhof/#comments Thu, 18 Jul 2013 20:47:38 +0000 http://www.aus-reisen.de/?p=1168 Weiterlesen »]]> Es ist Freitag am späten Nachmittag. Wir nähern uns dem Ende der heutigen Etappe und einem neuen Abschnitt auf unserer Reise. Wir sind schon vor einigen Kilometern von dem ausgeschilderten Radweg abgewichen und kämpfen uns über steile Hügel und holprige Schotterpisten unserem Ziel entgegen. Wir sind auf der Suche nach einer Bio-Farm, auf der wir die nächsten drei Wochen mitarbeiten und am Familienleben teilhaben möchten. Eine genaue Adresse haben wir nicht, aber die Koordinaten der Farm sind in Albrechts Navi eingespeichert.

Ist das hier die Farm?

Ist hier die Farm?

Je näher wir dem Zielort kommen, umso öfter denken wir: “Hier könnte es sein!” Ein gemütlich aussehendes Häuschen im Grünen, das von dem umgebenden Garten mit seinen vielen Kräutern fast zugewuchert ist, daneben einige Felder und nicht weit davon ein Wohnwagen im Gebüsch versteckt – sahen so nicht die Bilder in der Beschreibung aus? Doch es ist noch viel zu früh und wir fahren weiter. Eine Einfahrt hinter der Kinder auf einer Schaukel sitzen und spielen. Ein Schild weist auf einige Ponys hin. Kinder und Pferde soll es auf der Farm geben und auch die riesigen Hunde, die uns bellend nachlaufen, passen auf die Beschreibung, aber noch immer sind wir nicht am im Navi eingegebenen Punkt. Eine Koppel mit zwei Pferden, daneben ein Haus und ein Schuppen, die beide wohl gerade abgerissen werden. Weiter hinten können wir eine weitere Hausbaustelle erkennen. Hier wohnt doch sicherlich niemand? Auch einen Wohnwagen oder Hunde können wir nicht ausmachen und so fahren wir erst einmal weiter.

Farm 1

Die Baustelle an der Straße…

Farm 2

…und das Wohnhaus dahinter

Wie kommen wir überhaupt dazu, eine Farm anzusteuern? Im Prinzip ist es ganz simpel. Es gibt ein weltweites Netzwerk von Organisationen, die ökologischen Landanbau unterstützen wollen. Für Kanada ist im Internet eine Liste von Farmen veröffentlicht, die an freiwilligen Helfern interessiert sind. Dafür bieten sie dann den Helfern freie Kost und Logis. Wir haben mit verschiedenen Leuten gesprochen, die auf solchen Farmen gearbeitet haben und wollten es selbst einmal ausprobieren. Also schrieben wir verschiedene Farmen an und erhielten schließlich eine Zusage. Besonders neugierig macht uns der Hinweis auf die indische Küche in der Beschreibung und die Aussage, dass der Familienvater Hindi spricht.

Aber erst einmal müssen wir sie finden. Wir fragen einmal nach, denn den Navipunkt haben wir bereits passiert und die Straße geht steil hinab, sodass wir uns sicher sein möchten, sie nicht wieder hinauf zu müssen. Und tatsächlich können uns die Leute weiterhelfen. Es ist natürlich die letzte Farm, die mit den vielen Baustellen, zu der wir mit deutlich gedämpfter Vorfreude zurück fahren.

Der alte Campingwaren versteckt im Gras

Unser neues Zuhause für die nächsten 3 Wochen

Diesmal treffen wir dort auch die Bewohner an und wir werden herzlich willkommen geheißen. Wir betrachten etwas skeptisch die Gebäude und fassen nicht gerade mehr Vertrauen, als unsere Gastgeber, die uns unser Zimmer für die nächsten Nächte zeigen, plötzlich von dem Feldweg ins Unkraut abbiegen und auf einen schäbigen Wohnwagen zulaufen, der seine besten Jahre wohl schon lange hinter sich hat. Na ja, immerhin ist er trocken und größer als ein Zelt.

Als wir abends frisch geduscht und etwas erholt am Küchentisch sitzen hebt sich unsere Stimmung langsam. Das Haus sah nur von der Straße aus, wie eine Baustelle. Tatsächlich wird an der einen Hälfte noch gebaut, aber der Wohnbereich ist zumindest schon in der Rohfassung fertig und die Familie wohnt mit ihren vier Kindern darin. Der Vater kommt gebürtig aus Indien, aber er lebt schon seit zwanzig Jahren in Kanada. Seine Frau kommt aus Québec und hat Landwirtschaft studiert. Auf der Farm unterhält sie einen Garten für den ökologischen Eigenbedarf und das indische Essen, das sie daraus zaubert, schmeckt richtig gut. So spazieren wir spät in der Nacht mit etwas gemischten Gefühlen den Weg zum Wohnwagen hinunter. Über uns breitet sich der Sternenhimmel aus, im Gras blinken die Glühwürmchen, aber die ländliche Idylle hatten wir uns doch etwas komfortabler vorgestellt.

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