Russland

Geschrieben am 5. Dezember 2013 von

Moskau begrüßt uns mit grauem Himmel und feuchtem Nieselregen. Wir lassen uns davon jedoch nicht abschrecken und ziehen los, um die Geheimnisse dieser geschichtsträchtigen Metropole zu ergründen.

Wir sind beeindruckt von der Schönheit des Roten Platzes

Der Rote Platz ist schön und beeindruckend zugleich

Als erstes steht natürlich der Rote Platz auf dem Plan. Er ist kleiner, als wir es uns vorgestellt hatten, aber beeindruckt uns mit der schönen Basiliuskathedrale und der hohen Mauer, die um den Kreml gezogen ist. Als erstes schauen wir uns Lenin in seinem Mausoleum an. Er selbst hat sich zwar ausdrücklich gegen die Entstehung eines Personenkultes ausgesprochen, aber Stalin ignorierte diesen Wunsch und ließ ihn nach seinem Tod einbalsamieren. Seitdem ist die Leiche Lenins in einem Glassarg ausgestellt. Bleich und starr liegt er im Licht der auf ihn gerichteten Scheinwerfer, während die Besucher durch den ansonsten dunklen Raum langsam an ihm vorbei laufen. Es ist schon ein komisches Gefühl, eine so alte Leiche zu betrachten und zu wissen, dass dieser Mann, als er noch lebte, ein ganzes Land durch Revolution und Bürgerkrieg geführt hat.

Die Kremlmauern sind sehr hoch, um Vordergrund sieht man das Grab des unbekannten Soldaten

Vor den Mauern des Kreml stehen Wachposten am Grabmal des Unbekannten Soldaten

Als nächstes wollen wir den Kreml besichtigen. Wir laufen die große Mauer entlang, vorbei am Grabmal des unbekannten Soldaten, vor dem eine Ehrenwache steht. Als wir schließlich an den Eingang kommen und die langen Schlangen von Besuchern sehen, die langsam vom Nieselregen durchnässt werden, entscheiden wir uns kurzerhand um und betrachten die Palastmauern nur von außen. Wir spazieren noch hinunter zur Moskwa und besuchen eine russisch-orthodoxe Kirche mit ihren vielen Ikonen und Kerzen. Leider merken wir auf dem Rückweg, dass der rote Platz am Nachmittag wegen einer Veranstaltung gesperrt ist. Wir laufen also einen Riesenumweg um sämtliche Absperrungen herum, um am Ende durchnässt und durchgefroren in ein Café zu flüchten. Dort tauen wir dann bei heißer Schokolade und Bliny, also den hier üblichen Eierkuchen, wieder auf.

Um welche Restaurant-Kette handelt es sich?

Buchstabenrätsel: Um welche Restaurant-Kette handelt es sich?

Auf dem Weg zurück zum Hostel üben wir uns im Lesen kyrillischer Schrift und entdecken dabei das eine oder andere ресторан (also in lateinischer Schrift: restoran) und кафе (kafe). Auch Markennamen und Anglizismen, die wir in lateinischer Schrift kennen, werden hier einfach der Aussprache nach ins kyrillische übersetzt. Als wir immer wieder stehen bleiben, um Schilder in Schaufenstern und Reklametafeln zu entziffern, merken wir schnell, wie hilfreich es ist, die Schrift wenigstens ansatzweise lesen zu können.

Am nächsten Tag geht es schon weiter nach Sankt Petersburg. Schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel präsentiert sich die Stadt von ihrer besten Seite. Wir bewundern die vielen schönen Fassaden und Hauswände, die hier die Straßen säumen. Als wir dann später auch die eigentlichen Sehenswürdigkeiten besichtigen, sind wir begeistert.

Platz vor dem Eremitage

Auf dem Platz vor der Eremitage

Vor der Eremitage, also dem Gebäudekomplex, in dem früher der Kaiser und seine Familie residierten, reihen wir uns in die Schlange von Besuchern ein. Schon die Fassade zeigt uns einen prunkvollen Bau mit grün und weißen Fenstern und wir sind gespannt, dieses wichtige Gebäude von innen zu sehen. Heute ist in den Gebäuden ein Kunstmuseum untergebracht, aber als wir durch das riesige Gebäude über wertvolle Treppen, durch prächtig ausgestattete Räume und vorbei an riesigen Gemälde- und Teppichsammlungen laufen, steht das Bild der Zaren, die in diesen Räumen wie in ihrer eigenen Welt lebten, deutlich vor unseren Augen.

Lenis Arbeitszimmer ist extrem schlicht gehalten

Lenins Arbeitszimmer ist im Vergleich zur Eremitage spartanisch ausgestattet

Im Museum für Politische Geschichte lernen wir dann mehr über das Schicksal der Bauern, auf deren Schultern die schöne Welt des Adels aufgebaut war. Erst 1861, also fünfzig Jahre später als in Westeuropa, wurde hier die Leibeigenschaft dem Gesetz nach abgeschafft. In der Realität waren die Bauern aber weiterhin abhängig vom landbesitzenden Adel und die Unzufriedenheit wuchs. Der Petersburger Blutsonntag, an dem Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und die schlechte Versorgungslage der Bevölkerung während des Ersten Weltkriegs führten schließlich zur Revolution. In dem Gebäude, in dem das Museum untergebracht ist, befand und befindet sich das Arbeitszimmer Lenins aus dieser Zeit. Die Ausstellung beschreibt anschaulich die vielen Jahre unter Stalin und schließlich das Umdenken nach seinem Tod, den Amtsantritt Gorbatschows und die Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion.

Unser Kopf brummt von so vielen Informationen und so lassen wir den Abend in einem kleinen Schnellrestaurant bei Borschtsch, also einer Rote-Beete Suppe, den schon erwähnten Bliny und einer Tasse Tee ausklingen. Dies ist auch unser letztes Abendessen in Russland, denn am nächsten Morgen nehmen wir Abschied und fahren weiter zur alten Hansestadt Tallinn in Estland.