Heiße Luft

Geschrieben am 24. Januar 2013 von

Eine Eigenheit, an die wir uns bisher nicht gewöhnen konnten, ist das Heizsystem in Kanada. In den neueren Wohnungen kann wohl die Heizung individuell eingestellt werden, aber in den beiden Häusern, in denen wir bisher gewohnt haben, war die sie zentral geregelt.

In unserer ersten Wohnung war es so warm, dass wir bei offenem Fenster geschlafen haben. Das Bad, das keine einzige Außenwand hatte, konnte man als Sauna verwenden. Den Lüftungsschacht, durch den warme Luft in das Zimmer gepustet wird, konnte man zwar verschließen, aber die warme Luft hat trotzdem ihren Weg gefunden. In unserem neuen Heim ist es genau umgekehrt. Das Zimmer ist größer, aber es gibt trotzdem nur einen der besagten Lüftungsschächte, die etwa 10×30 cm groß sind. Wir haben drei Außenwände und wohnen direkt über der nicht geheizten Garage, sodass das bisschen Wärme, das hereinkommt gleich wieder durch die schlecht isolierten Wände verpufft.

Ein kleiner Lüftungsschacht für ein ganzes Zimmer

Ein kleiner Lüftungsschacht für ein ganzes Zimmer

Unser Vermieter sagt uns gleich beim Einzug, dass wir uns bei ihm melden sollen, wenn es zu kalt ist, da er mit der Heizung auch noch keine Erfahrung habe und nicht wisse, wie warm er sie einstellen muss. Auf keinen Fall sollen wir eine elektrische Heizung verwenden, da diese zu viel Strom verbrauche und die Leitungen überlaste. Also geben wir ihm brav Bescheid und er dreht die Heizung höher. Eine Woche lang geht das gut. Aber als wir am Sonntag Abend von einer langen Einkaufstour zurück kommen, kommt uns beim Öffnen der Zimmertür erneut kühle Luft entgegen. Wir rufen also unseren Vermieter an und er kommt auch gleich, um die Sache zu untersuchen. Er findet schnell eine Erklärung. Da in der Küche gerade gekocht werde, sei es im Erdgeschoss sehr warm, sodass der Sensor, der sich irgendwo im Untergeschoss (wo genau konnte er uns nicht sagen) befindet, nicht reagiere und die Heizung nicht anspringe. Bald darauf geht die Heizung wieder an. Als wir ihm das nächste Mal Bescheid geben, sind es die Batterien, dann die Zeitschaltung und dann die Sonne, die durch die Fenster herein scheint. Ein anderes Mal ist die Außentemperatur von 0° auf 5°C gestiegen und wieder ein anderes Mal hat ein Stromausfall die Heizung lahmgelegt. (Stromausfälle gibt es hier tatsächlich ab und zu, wenn auch nur von wenigen Sekunden Dauer). Wir sind es langsam Leid, uns jedes Mal zu beschweren, und haben uns schon mit Kerzen und Teelichten eingedeckt, die wir ersatzweise zum Heizen verwenden. Wir lassen einfach zehn bis fünfzehn Kerzen eine Stunde lang brennen und schon heizt sich das Zimmer um ein bis zwei Grad auf.

Unsere Ersatzheizung

Unsere Ersatzheizung

Zum Glück sind wir nicht die einzigen, die frieren und so können wir mit vereinten Kräften unseren Vermieter, der ja an sich sehr fürsorglich ist, nach einem Monat schließlich überzeugen, dass es wirklich zu kalt ist. Seitdem funktioniert die Heizung einwandfrei. Obwohl es im Moment so kalt ist, dass sich tatsächlich Eisblumen an den Fenstern bilden, haben wir es schön warm und so bleiben die Kerzen erst einmal aus.

Einen Kommentar zu Heiße Luft

  1. Katharina

    Oje, 冷死了! Da habt ihr ganz schön Nerven und Ausdauer beweisen müssen, bis sich das Problem gelöst hat! Ich kann das voll und ganz nachvollziehen, bei mir wird es auch nicht so richtig warm (Erdgeschoss und offensichtlich auch schlecht isloiert), da muss ich mich auch im wahrsten Sinne des Wortes warm anziehen!
    Was für eine Improvisation, Kerzen statt Kälte – zurück zu den Ursprüngen! Aber gut, dass sich das Problem jetzt erstmal gelöst hat, das ist schon ein sehr grundlegendes Bedürfnis.